Das braucht man:

  • Screencastprogramm
  • Die richtigen Einstellungen (Größe)
  • Eine Software für den Schnitt
  • Ein Mikrofon (mit USB)
  • Zimmer ohne Nebengeräusche
  • Viel Geduld

Noch besser:

  • zwei Bildschirme
  • Camtasia
  • geräuschlose Maus

Mein Weg zum Screencast

Wenn man einmal eine PowerPoint zu einem Unterrichtsthema erstellt hat, dann fehlt nicht mehr viel bis zum Video. Man installiere z.B. die 30-Tage-Testversion von Programm Camtasia (oder auch screencast -o-matic oder jing, PowerPoint Mix, ExplainEverything als App...). Nun öffnet man seine Präsentation oder eine Schreibsoftware, schließt - für den Anfang - ein Headset,  besser später ein hochwertigeres Mikrofon (z.B. dieses) an und los gehts. Das ging jetzt natürlich im Schnellverfahren, aber wenn man Mut und ein wenig Zeit aufbringt, Schritt für Schritt seinen PC auf diese Weise einzurichten, ist es wirklich leicht.  Aufnahme-Button drücken, sprechen, durch die Animationen klicken und am Ende auf Stop. Video wird gespeichert und voila. Wenn ich allerdings zwei Bildschirme verwende, starte und beende ich Camtasia auf dem einen Bildschirm und filme nur den zweiten Bildschirm. Dann gibt es theoretisch auch nichts wegzuschneiden.

Mit Screencast-o-matic (kostenlose Version) oder camtasia (kostenlose 30-Tages Testphase) kann man mittels Kamera sein eigenes Konterfei in das Video integrieren, um es persönlicher zu machen und Phasen zu überbrücken, bei den nur etwas erzählt und nicht visualisiert wird. Nach zwei Jahren bin ich dann komplett auf camtasia umgestiegen, das hat einfach viel mehr Möglichkeiten, ein Video professionell zu gestalten, ohne dafür einen größeren Arbeitsaufwand zu haben. Meinen Greenscreen konnte ich erst dank camtasia der Firma TechSmith in die Videos einfügen. Ich empfehle mit einer kostenlosen Software zu beginnen und bei weiterhin bestehendem Interesse auch Geld für eine Screencastsoftware auszugeben.
Alternativ kann man auch EdPuzzle verwenden und bereits bestehende Videos mit neuem Kommentar versehen oder Quizze einfügen. Genauso vielversprechend hört sich PowerPoint Mix an. In Zeiten von Milliarden von Erklärvideos auf YouTube wird auch die Schule bald noch mehr auf solche Videos setzen. Wer von den jungen Leuten liest denn heute noch eine Anleitung? Der erste Weg ist fast immer die Suche nach einem passenden Video.

 

Wie kommt das Video zu den Schülern?
Um es nun mit den Schülern zu teilen, bedarf es ein paar Kniffe. Dropbox, Youtube und facebook sind ja leider anmeldetechnisch aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht erlaubt. Es gibt aber moodle oder neuerdings in Bayern auch die Lernplattform von mebis. Allerdings können dort die großen Videos nicht platziert werden. Dann müssten die Schüler jedes Mal erst die Datei herunterladen, bevor sie diese anschauen können. Also lade ich die Screencasts auf YouTube hoch und verlinke sie dann in die Lernplattform. So kann jeder Schüler ohne Anmeldung meinen Videos folgen, und gleichzeitig gibt es dort dann auch so etwas wie ein virtuelles Klassenzimmer. Das ganze Schuljahr in beinahe 100 Videos. Freiwillig können Sie natürlich auch meinen Kanal abbonieren (ohne Mehrwert gegenüber anderen). Nur dann muss ich natürlich darauf achten, Filme erst passend zur Hausaufgabe zu veröffentlichen. Sonst lernen Sie am Ende voraus.

Fazit

Zu den Videos bin ich nicht ohne Hindernisse gekommen. Anfänglich habe ich zu Hause die Wand aufgebohrt, um dort ein Stativ für eine Kamera zu befestigen. Meine Frau schimpft heute noch über die Löcher, dich ich dafür gebohrt habe. Verwendet habe ich es nur zweimal, denn die Lichtverhältnisse und auch der Datentransfer haben wirklich sehr mittelmäßige Videos produziert.
Mittlerweile habe ich schon über 400 Videos produziert, pro Unterrichtsstunde kommen 1-2 dazu und ich sehe immer mehr die Vorteile für Schüler:

  • Ständig verfügbare Unterrichtsinhalte für Wiederholungen oder krankheitsbedingtes Nacharbeiten
  • jeder Schüler arbeitet in seinem eigenen Tempo, kann Inhalte vor- und zurückspulen,
  • man muss einen Inhalt nicht "hundert" Mal jedem Schüler erklären, man kann auf Videos verweisen
  • Videos können geteilt werden.
  • Meine Schüler senden mittlerweile die Links über einen Klassen WhatsApp-Chat an alle weiter, so dass die Videos auch am morgen in der Früh auf dem Smartphone zum Lernen angesehen werden können.
  • Dadurch kann Lernen überall stattfinden. Im Freibad, bei Freunden, in der Turnhalle nach dem Sport...
  • Schüler haben Bock auf Mathe, dieses Gefühl kannte ich als Lehrer vor meinen Videos nur ganz selten.

Natürlich steht und fällt diese Idee mit dem Vorhandensein von internetfähigen Geräten. Aber bisher war das noch kein Problem. Die Schüler haben oft hochwertigere Geräte in ihren Hosentaschen als die Schulen in ihren Computerräumen.

 

Grenzen von Videos

Nicht jeder Schüler lernt durch Videos besser, es gibt weiterhin welche, die es nicht schaffen, fünf Minuten lang am Nachmittag ein Video anzuschauen. Laut einer Studie sitzen sie allerdings täglich knapp zwei Stunden vor dem PC!!!. Es wird trotz dieser Methode weiterhin schlechte Noten geben. Aber einer breiten Masse, vor allem Mädchen, kann man so einen neuen und vielleicht besseren Zugang zu einem Fach wie Mathematik ermöglichen. Eine Mutter erklärte mir den Erfolg von den Videos folgendermaßen:

"Herr Schmidt, sie schlagen die Kids mit ihren eigenen Waffen. Video kucken, da kann kein Mensch sagen, das habe ich nicht kapiert."

Wie ich die Schüler dazu bringe, die Videos anzusehen? Das ist momentan noch mein Hauptproblem. Bisher ziehen/überzeugen folgende Argumente.

  • Jede Stunde wird über die Videos abgefragt
  • In der Fragerunde zu Beginn der Stunde wird nicht das Video wiederholt, sondern nur Verständnisfragen geklärt.
  • zu jedem Video wird ein kleines Quiz erstellt, so sehe ich schnell, wer die Videos nur angeklickt und wer sie tatsächlich gesehen hat.
  • Ich drohe den Schülern, die Videos abzuschaffen, wenn sie nicht angesehen werden. Das zieht erstaunlicherweise.
  • Man erkennt, wer sie angesehen hat. Die Schüler werden besser bzw. sind besser vorbereitet.
  • Ich kontrolliere die Hefte auf Vollständigkeit der Einträge (wobei manche sich einen Screenshot über WhatsApp zuschicken lassen und den dann abschreiben, ohne das Video zu sehen. Aber Hausaufgaben haben sie ja auch davor schon abgeschrieben)

Tipp zum Schluss

Wichtig beim Erstellen der Videos ist, dass man nicht zu perfektionistisch an die Sache ran geht. Man lernt nur durch Fehler. Der Ton könnte zu leise sein, das Format schaut komisch aus, die Bilder flackern,... All das kam auch bei meinen Videos vor. Manches muss man gleich bereinigen, anderes kann man auch erst in ein paar Wochen verbessern. Ich wurde neulich darauf aufmerksam gemacht, dass mein Ton nicht der Beste ist. Das war mir eigentlich auch schon aufgefallen, aber erst nach einem Jahr Videoproduktion habe ich mir jetzt ein hochwertigeres Mikrofon gekauft. Warum so spät? Weil es ohne auch geklappt hat. Mehr Mut zu Fehlern. Eine Marschroute, die bei Lehrern manchmal zu selten umgesetzt wird. Außerdem rate ich jedem, Videos am Stück aufzunehmen und zwar gleich nach der Erstellung der PowerPoint. Dann weiß man noch, was man wollte und muss sich nur bei der Sprechgeschwindigkeit zügeln. Videos an mehreren Stellen zu schneiden erfordert viel Aufwand. Deswegen lieber neu beginnen, wenn man sich verhaspelt hat. Oder wieder Mut zum Fehler und den Satz im Video verbessern.

 

Alle meine Videos finden sie hier. Zwei Beispiele kann man hier direkt ansehen.

 

Ergänzung: Dafür, dass ich screencastomatic, camstudio, Camtasia, Samson,... nenne, erhalte ich kein Geld. Ich tue das, weil es die Programme waren, die mir zur Erstellung von Screencasts nach Eigenrecherche über den Bildschirm gehuscht sind. Camtasia Studio nutze ich kostenlos, da dies auf mehreren Veranstaltungen allen Teilnehmern zur Verfügung gestellt wurde.