Meine erste Abschlussfahrt stand an. Ich weiß nicht, wie es den Kollegen bei der Organisation geht, aber wie schaffe ich es, eine solche Fahrt mit Kultur zu versehen und gleichzeitig die Schüler nicht schon nach einem Tag zu vergraulen? Ich habe mich auf die Suche gemacht, wie man sogar eine Abschlussfahrt im Sinne des Blended Learning digital aufpeppen kann und trotzdem nicht zwingend nur auf sein Smartphone sehen muss.
Der Trick lautet: GuidiGo. Mit dieser App kann man sich geführte Audiotouren auf sein Handy laden, um sie später offline abzurufen. Dabei
beschränken sich die einzelnen Stationen auf wenige Minuten Vortrag und integrieren darüber hinaus auch Originaltöne aus der betreffenden Zeit. Da läuft es einem kalt über den Rücken, wenn man am
Heldenplatz die Rede Hitlers hört. Erstaunlicherweise gibt es schon für sehr viele Städte auf der Welt solche Touren. Johann Glanzer, der Architekt der Touren für Wien stellte meiner Schulklasse
kurzerhand auf Anfrage die Touren KOSTENLOS zur Verfügung. Die Schüler mit genügend Speicher auf dem Smartphone luden sich vor Reiseantritt die Touren herunter. Alle zusammen wären natürlich
wieder zu viel gewesen. Also habe ich als Lehrer einige Stationen der Touren zu einer Rallye auf Papier mit Fragen zusammengefasst. Zusätzlich konnten Sie sich einen offline Stadtplan
herunterladen und bekamen darüber hinaus einen Papierstadtplan.
Damit bewaffnet bewegten sich die Gruppen durch die Innenstadt Wiens. Mindestens zwei mussten GuidiGo auf dem Handy installiert
haben, einer sollte von jeder Station Selfies machen.
Es war für mich als Lehrer total spannend, die Schüler beim Navigieren zu beobachten: Die einen orientierten sich nur am
Stadtplan, andere redeten ausschließlich mit Passanten, um an das nächste Ziel zu kommen, wieder andere nutzten die Karte der App und ein paar wenige gaben jedes Ziel bei google maps ein, um
sich dann zu orientieren. Am Ende kamen aber alle Schüler pünktlich am Ziel der Rallye an, ohne dass sie diesen Platz vorher kannten. Viele hatten sich immer wieder verlaufen, haben eine
Station nicht gefunden und alle klagten (natürlich) über die Belastung der Füße. Aber ALLE gaben mir ein richtig ausgefülltes Rallyeblatt ab und ALLE konnten in der restlichen Woche zielsicher
durch die Stadt navigieren.
Eine ausschließliche Führung durch Wien mit GuidiGo haben wir dann aber doch nicht gemacht. Wir haben uns dann auch wieder
Führungen von Menschen gebucht. So glaube ich, dass wir eine gesunde Abwechslung und Mischung hinbekommen haben. Den Schülern jedenfalls hat es gefallen.
Weitere Apps in der Nutzung für die Schüler in dieser Woche: Wien Offline Stadtplan, Quando (Abfahrtszeiten/Routen für alle
öffentlichen Verkehrsmittel), Wienisst, Wetterheute
WHATSAPP: Ja, ich weiß. Eigentlich dürfte ich das mit Schülern nicht verwenden. Aber was macht man, wenn nach
Unterrichtsschluss am Freitag der Bahnstreik für das ganze Wochenende ausgerufen wird. Ich kann nicht 29 Schüler telefonisch auf dem Laufenden halten. Also gab es eine whatsapp-Gruppe. „Nicht
haben“ war nicht gegeben.
In Wien selbst ergab diese Gruppe ungeahnte Möglichkeiten: Jeden Morgen der Wetterbericht und die Organisation des Tages,
schnelle Kommunikation bei Schwierigkeiten, Ansagen zum Aussteigen im Zug trotz unterschiedlicher Wagons,… In meinen Augen MUSS whatsapp jedem Lehrer genehmigt werden, wenn es um die Durchführung
einer Fahrt geht, vorausgesetzt jeder Schüler besitzt Smartphone und APP.
Weitere Stationen in Wien: Schlossherberge (Unterkunft), Schönbrunn, Hofburg, Donauturm, Stephansdom, VierSinne (dinner in the dark), Hundertwassermuseum, Musical Mamma Mia, Hotel Sacher, Prater Naschmarkt, Brauerei Ottakring und immer wieder Stopps, wenn etwas „im Weg“ stand.