Neue Medien in der Schule
Ein sehr heikles Thema. Die Welt hat sich ganz schön gewandelt in den letzten beiden Jahrzehnten. Mit dem Internet wird sich unser Alltag in vielen Dingen erleichtern. Genauso verhält es sich mit den damit verbundenen Möglichkeiten für die Schule. Man kann Dokumente mit einer Dropbox verwalten und teilen, Lehrer, Schüler und Eltern können (in Notfällen) via E-Mail kommunizieren, Bildung kann nach Hause gebracht werden, Kalender können digital geführt, Notizen über das Handy eingetragen und zu Hause synchronisiert, vielfältige Recherchen für Unterrichtsthemen durchgeführt werden, usw. Diese Liste lässt sich fortsetzen fortsetzen.
Kontroverse Diskussion über den Nutzen
Doch die Kritik bleibt nicht aus:
"So etwas ist überflüssig, nach wie vor kann ich mich auch mit einer Zettelwirtschaft organsisieren."
"Das mit dem E-Mail setzt sich eh nicht durch, die gute Kommunikation unter vier Augen darf nicht ersetzt werden."
"Warum soll ich auf einem Tablet lesen, wenn ich doch das Buchgefühl brauche."
"Warum sollten Schüler nachmittags auch noch ihre Hausaufgaben am PC machen, die sitzen eh schon lange genug davor."
Solche Antworten höre ich oft, obwohl ich meist keine Frage dazu gestellt habe. Durch meinen offensiven Einsatz von neuen Medien fühlen sich aber anscheinend viele dazu genötigt, solche Argumente an mich heranzutragen.
Aber sie haben alle ein Stück weit recht. Keine(r) muss mit neuen Medien arbeiten, wenn er oder sie mit seinen Methoden auch zu
guten Ergebnissen kommt.
Medien und Jugend gehören zusammen
Mein Denkansatz zu diesem Thema ist ein anderer. Es gibt Sätze, mit denen ich gar nichts anfangen kann:
"Früher sind wir auch ohne dieses Internet groß geworden."
"Auch ohne WhatsApp und ohne facebook kann man überleben."
Spätestens an solchen Aussagen erkennt man meiner Meinung, dass man erwachsen geworden ist. Denn garantiert haben unsere Eltern auch schon solche Sätze von sich gegeben, als wir jung waren. Nur ging es dabei nicht ums Internet. Jugendliche wachsen heute in einem ganz anderen Umfeld auf. Sie brauchen facebook und Whatsapp, sie müssen sich dort präsentieren, um mit anderen mithalten zu können. Wer diesem Trend nicht standhält, ist schnell out. Es geht nicht darum, diese neumodischen Errungenschaften ständig zu kritisieren, sondern anzufangen, diese sinnvoll zu nutzen oder aber Alternativen zu schaffen. Wer sich nur dagegen stellt, hat meiner Meinung nach den Anschluss an die heutige Generation verloren. Hätten wir früher facebook und whatsapp gehabt, wir wären sehr wahrscheinlich auch mehrere Stunden am Tag damit beschäftigt gewesen.
Veränderte Freizeitgestaltung
Täglich verbringen Jugendliche heute viel Freizeit im Internet. Einerseits gilt es für die Eltern, an dieser Stelle Alternativen zu schaffen und Regeln aufzustellen, die ein 24h online-Sein verhindern. Andererseits ist es in meinen Augen aber auch notwendig, Aufklärung zu betreiben und den sinnvollen Umgang herauszuheben. Das Internet werden wir nicht mehr abschaffen können, doch wir haben die Möglichkeit es so zu gestalten, dass es gewinnbringender und sicherer wird. Flipped classroom könnte seinen Teil dazu beitragen. Wenn allerdings Eltern glauben, dass die Mathematikhausaufgabe des Sprösslings regelmäßig fünf Stunden dauert, sollten sie sich einmal mit dem Mathematiklehrer unterhalten. Deswegen ist es für mich sehr wichtig, mit den Eltern aus diesen Klassen in Kontakt zu stehen, sie auf solche Gefahren hinzuweisen. Einige Elternabende haben wir schon geführt und Themen wie diese besprochen.
Mediale Aufgabe von Erziehern
Ein weiterer, für mich wichtiger, aber ein sehr kontroverser Punkt, ist folgende Forderung: Eltern und Lehrer sollten sich mit den neuen Medien befassen. Pädagogen müssen nicht ihren Unterricht darauf ausrichten, aber wenn ich heute meine Kinder/Schüler verstehen will, muss ich mich ansatzweise in ihrer Welt auskennen und sie respektieren. Damit meine ich nicht die Freundschaftsanfrage einer Mama bei facebook an ihren Sohn, sondern die private Nutzung neuer Medien. Nur so kann ich darüber in den Dialog mit Schülern kommen. Nur so kann ich verstehen, warum facebook wichtig und Whatsapp nicht mehr wegzudenken ist.
Vor drei Jahren war ich noch stolzer Besitzer eines Klapphandys, schön uralt. Doch nachdem ich nicht einmal wusste, wie man heute das Eingeschaltetsein eines Smartphones überprüft, habe ich mir auch eines gekauft. Nach und nach habe ich viele positive Seiten daran entdeckt und heute entlastet es mich privat und auch beruflich in vielerlei Hinsicht. Auf diese Weise komme ich mehr mit den Schülern in Kontakt und kann mir leichter Gedanken machen, wie man Fehlverhalten in den Netzwerken verhindert oder wie man präventiv Unterrichtsstunden zur Vermeidung von Konflikten hält.
Zusammenfassend bleibt mir nur eine Botschaft:
Liebe Eltern und Lehrer, verteufeln Sie nicht die neuen Medien. Geben Sie sich einen Ruck und haben Sie Teil an etwas Großartigem, über das bisher einfach nur zu viel geschimpft wurde, ohne es auszuprobieren. Legen Sie Vorurteile ab und probieren Sie Quizduell, facebook, whatsapp, den google Kalender für sich privat aus. Als Erwachsener können Sie sich vorher informieren, welche datenschutzrechtlichen Kriterien empfehlenswert sind. Wenn Sie dann immer noch nicht überzeugt sind, wissen Sie zumindest, wie Ihre Kinder/Schüler ticken. Dann finden Sie leichter Möglichkeiten, die Gefahren des Internets bewusst zu machen oder einzugrenzen. Aber lassen Sie bitte die Jugendlichen von heute nicht alleine in dieser Welt aufwachsen. Denn dann ist sie wirklich eine Gefahr.